Erlebnisbericht von Verena Simon

Normalerweise ist unsere Lydia ja eine richti ge Jetsetterin. Mal tourt sie durch Sardinien und wird an der Costa Smeralda gesichtet, mal geht es an den Gardasee oder sie verbringt die Sommerwochen an der Côte d´Azur und düst durch Monte Carlo. Doch im letzten Jahr war alles anders. Nicht die bisherige Crew mit Pascal und Diana, sondern wir suchten mit unserem VW LT Audi Sport Camper unsere Auszeit an der Nordseeküste, genauer in Sankt Peter-Ording, kurz SPO. Nicht zum ersten Mal übrigens. Schon unseren Urquattro jagten wir über den Strand.
Der ist übrigens eine Besonderheit, denn er ist Deutschlands einzigster
Autostrand.

Wir sind ja bekanntlich autoverrückt undlieben es auf Tour zu sein. Doch manchmal kann man es auch übertreiben. So wie wir Anfang September letzten Jahres. Unserer Leidenschaft nach Bergrennen war es geschuldet, dass sich die Kilometerzahl für unseren 6-Tages Trip am Anfahrtstag von 635 auf 1205 Kilometer erhöhte. Grund dafür war unsere Teilnahme an der 14. IVC Berg- prüfung am Stoderzinken, die uns in die Steiermark nach Österreich lockte und 570 Kilometern südlich entf ernt von unserem Startpunkt in Gemünden lag.
Der Sonntag, an dem ich auch noch Geburtstag hatte, war unser Abreisereisetag aus Österreich und unsere Anreisetag nach St. Peter-Ording.
Direkter geht es wirklich nicht. Nacheinem kurzen Zwischenstopp zu Hause mit
Kaffee und Geburtstagskuchen, das musste sein, ging es gegen 22 Uhr auf der A7 gen Norden. Wir fahren gerne nachts. Der Verkehr ist weniger und es ist entspannter.

Am frühen Morgen, kurz nach Sonnenaufgang erreichten wir das noch ver-schlafene Hamburg. Freie Fahrt durch den Elbtunnel.Von der A7 geht es über die A23 an Wacken vorbei Richtung St. Peter-Ording.
Kurz vor dem Ziel forderten die Kilometerund das geringe Schlafpensum vom Wochenende dann doch noch ihren Tribut. Der Körper will schlafen, aber der Kopf ans Meer. Kurz vor 7 Uhr haben wir es dann endlich geschafft und erreichten unser Ziel am Nordsee-Deich im Ortsteil Ording, den Campingplatz
Biehl. Der Platz ist ideal, denn er liegt am schönsten Strandabschnitt von SPO,
die Strandüberfahrt gleich nebenan, genauso wie das Beach Motel, einem trendigen Hotel im Stil amerikanischer Strandhäuser. Zwischen 7 und 12 Uhr gibt es hier ein leckeres Frühstücksbuffet für 14,90 €. Wenn mal das Wett er zu schlecht für das Frühstück am Strand ist, ist das genau die richtige Adresse
für einen chillilgen Start in den Tag. Für Bulli Fahrer bietet das Hotel auch 7 Stellplätze.
Größere Camper wie unsere Lydia finden aber bei Familie Klugmann einen tollen Platz mit kleinem SB Markt und direkt an der Einfahrt das Bistro „Fish & Chips“. Du bekommst hier vom einfachen Fischbrötchen über große Fischteller bis zu leckeren Waffeln alles, was dein Herz begehrt. Fast jeden Tag haben wir uns dort unser Abendessen gekauft , an den Strand mitgenommen und
dort den Sonnenuntergang genossen.

Der Strand hat eine magische Anziehungskraft. Feiner Sand, 12 Kilometer lang und bis zu 2 Kilometer breit. Endlose Weite umrandet von Salzwiesen, Dünen und dem Wattenmeer.
Was im benachbarten Dänemark nichts besonderes ist, ist hier eine Besonderheit. In St. Peter-Ording findet man den einzigen Autostrand Deutschlands, der inmitten des Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Watt enmeer liegt und Teil des UNESCO Weltnaturerbes ist.
So nah am Wasser parken ist die Devise. Aber Obacht bei der Wahl des Stell-platzes. In der ersten Reihe, und da wollen wir ja hin, ist der Sand oft sehr
weich und man bleibt stecken. Von 7:30 Uhr bis 22:30 kann man bleiben. Danach heißt es Goodbye. Die Versuchung über Nacht am Strand zu bleiben ist groß. Allerdings ist das verboten und es könnte sein, dass man am nächsten Morgen ein Knöllchen an der Windschutzscheibe findet und zwischen 6 und 7 Uhr vom Parkplatzwächter geweckt wird, der erneut Parkgebühren und Kurtaxe
einsammelt. Dann doch am Abend wieder zurück auf den Campingplatz und früh
am Morgen wieder zum Frühstück an den Strand kommen.

Die einen machen den Sonnegruß, um innere Ruhe und den Weg zur Gelassenheit zu finden – wir frühstücken am Strand. Lydia wird so geparkt, dass sie uns vor dem rauhen Wind schützt. Es werden in Ruhe der Tisch und die Stühle aufgestellt, das Frühstück gemacht und dann sitzt man mit den Füßen im Sand und genießt. Genießt das Frühstück und die Ruhe. Den anderen Campernum uns herum geht es genauso. Kein Geschrei, kein Lärm, nichts, nur das Rauschen des Meeres. Fast kommt einem der universelle Urklang Om über die Lippen. St. Peter-Ording bedeutet für uns Tiefenentspannung.
Wenn dann nach und nach weitere Urlauber und Tagestouristen kommen, verabschiedet sich dieser Moment bis zum nächsten Morgen. In Lydia die Seele baumeln lassen und das bunte Treiben am Strand beobachten ist Entschleunigung
pur.

Das Baden in SPO kann man als sehr sicher bezeichnen, da es hier kaum Unterströme gibt. Empfehlenswert ein Blick in den Gezeitenkalender. Alle
sechs Stunden wechseln sich an der Nordsee Ebbe und Flut ab.
Einer unserer Lieblingsorte ist die Strandbar 54° Nord: eines von 5 Pfahlbau-restaurants mit fantastischer Aussicht auf die Nordsee. Das Essen ist lecker, die Portionen groß und der Ausblick gigantisch. Hier kann man es stundenlang aushalten und die Kitesurfer des benachbarten Wassersportcentrums Xh2o beobachten.
Am Strand von St. Peter-Ording ist das Drachensteigen sehr beliebt. Vom Anfänger bis zum Profi ist alles dabei. Schon das Zuschauen allein macht Spaß, aber wir wollten das auch einmal ausprobieren und so kauft en wir uns einen Lenkdrachen für Einsteiger. Es macht irre Spaß, wenn der Drachen über dir in den Lüft en seine Bahnen fliegt. Zu Beginn noch einige Bruchlandungen, wird man mit der Zeit mutiger, macht Loops oder Pirouetten. Der eine mehr erfolgreich, die andere weniger.

Gleich ums Eck befindet sich auch ein Leuchtt um, den die meisten aus einer bekannten Bierwerbung kennen: der Westerhever Leuchttum. Da er hinter
dem Deich liegt, ist er nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Man sollte mindestens 30 Minuten für den Spaziergang vom Parkplatz bis zum Leuchtturm einplanen. Doch der Weg lohnt sich.
Die Tickets für die Leuchtt urmführung kauft man am Eingang. Bevor man die 157 Stufen zur Turmspitze erklimmt, zieht man seine Alltagsschuhe aus und schlüpft in Pantoff eln. Wenn man Pech hat, findet man nicht seine richtige Größe und frau verliert sie auf der Treppe. Doch am Ende belohnt einen der atem-beraubende Blick über das Wattenmeer. Übrigens kann man hier auch den Bund der Ehe schließen. Nur so zu Info, für die ganz Spontanen unter Euch.

In St. Peter-Ording kann man noch viel mehr machen: so ist zum Beispiel das Radwegenetz gut ausgebaut und über den Deichradweg ging es mit unseren Rädern zur Erlebnis-Promenade und Flaniermeile mit kleinen Boutiquen im Ortsteil Bad.
Im Anschluss an die Erlebnis-Promenade sieht man schon die Seebrücke: insgesamt 1.095 Meter misst der Holzsteg und führt über Salzwiesen und Priele zum Strand. Direkt an der Seebrücke ist die bekannte Restaurantkette GOSCH gelegen. Perfekt, denn Fischbrötchen sind ein Muss an der Nordsee.
Am Ende des Deichradweges ist das Freizeit- und Erlebnisbad Dünen-Therme zu finden. Hier parken wir immer mit Lydia.

Nach 5 Tagen absoluter Entspannung hieß es dann wieder Abschied nehmen. Wir wären gerne noch länger in „Europas größter Sandkiste“ geblieben.
Dass es keine gute Idee ist, an einem Freitag nach Hause zu fahren, wissen wir. Aber eine Familienfeierlockte uns wieder ins heimische Gefilde. Bis Hamburg lief es gut, dann standen wir gut eine Stunde im Elbtunnel – Komplettsperrung! Gestresst waren wir aber nicht, als wir zu Hause ankamen. Kurz die Augen zu und an den Morgen am Strand von SPO denken.
OM.